Pfarrei neuen Typs kommt – die Bürgerinitiative Wir für Hadamar (WfH) fordert eine umfassende Behandlung der Auswirkungen in den städtischen Gremien.
„Uns geht es darum, die einschneidende Veränderung, welche die Verschmelzung unserer bisherigen Pfarrgemeinden zu einer sogenannten „Pfarrei neuen Typs“ mit sich bringt, dort von Seiten der Stadtpolitik zu begleiten, wo Effekte für Hadamar als Kommune entstehen.“, so Johannes Müller, langjähriges Mitglied der städtischen Kinderbetreuungs-Kommission und Geschäftsführer der WfH Fraktion. „Im Bereich Kinderbetreuung bestehen viele Schnittmengen mit den freien Trägern – was uns als Mandatsträger aber nicht der Pflicht enthebt, verbesserungswürdige Punkte anzusprechen und deren Weiterentwicklung voranzutreiben. Es darf aber auch nicht unerwähnt bleiben, dass lediglich das katholische Bistum noch einen Zuschuss beisteuert – ausgenommen für die KITA in Steinbach sowie die 3. Gruppe in Niederzeuzheim und die 5. Gruppe in Hadamar Marienfried. Es wird auch intensiv darüber zu sprechen sein, ob das System Trägerverband auf die Einrichtungen mit katholischem Träger beschränkt bleiben kann. Ein Trägerverband mit günstiger zentraler Verwaltung für alle KITAs soll z.B. weniger Bürokratie für die Einrichtungen und damit mehr Zeit für die direkte Arbeit mit den Kindern bedeuten. Auch die Möglichkeit flexiblerer Lösungen bei personellen Engpässen zu verankern, ist wichtig. So sind Minderkosten möglich, ohne dass es zu Lasten von Betreuungsqualität und Personal geht. Eine zunehmende Zahl an Kommunen hat sich in der jüngeren Vergangenheit aus der Zusammenarbeit mit freien Trägern verabschiedet.
Aber gerade die Tatsache, mit einem breiten Spektrum an unterschiedlichen Trägern tätig zu sein, hilft uns in Hadamar immer wieder, einzelne Schwachstellen besser erkennen und angehen zu können.“ fügt Müller an.
In ihrem Antrag zur Stadtverordnetenversammlung am 07. September möchte die WfH deshalb von der Verwaltung eine Reihe grundsätzlicher Fragen in 2 Schritten geklärt bekommen. Ob und welche Änderungen bei den Trägerschaftsverträgen zu erwarten sind bzw. notwendig werden. Welche kostenseitigen Effekte daraus resultieren. Wie der aktuelle Stand der Gespräche bzw. Verhandlungen mit der kath. Kirche ist, soll der Magistrat bis Ende dieses Jahres klären.
Drei Monate länger soll die Bearbeitung dauern, welche alternativen Modelle bei der Bildung eines Trägerverbandes existieren (z.B. kirchlich-überkonfessionell, kommunal, weitere freie Träger etc.) und welche konkreten finanziellen und strukturellen Veränderungen mit ihnen einhergehen. Welche möglichen Einflüsse gibt es durch die Zusammensetzung der „Pfarrei neuen Typs“ auch mit Pfarrgemeinden von außerhalb des Hadamarer Stadtgebietes. Welche weiteren Auswirkungen außerhalb des Bereichs Kinderbetreuung entstehen für die Stadt Hadamar durch die Einführung der „Pfarrei neuen Typs“.
„Ohne diese Basisinformationen kann keine sachliche Auseinandersetzung mit dem überaus wichtigen Thema stattfinden. Keineswegs geht es uns darum, auf Biegen und Brechen einen Spurwechsel weg von der kath. Kirche als Träger einzuleiten. Die Stadt ist all denjenigen, die in den Pfarrgemeinde- und Verwaltungsräten aller Stadtteile über viele Jahre und mit hohem ehrenamtlichen Engagement gemeinnützige Arbeit leisten, zu großem Dank verpflichtet. Das gilt auch für die Mitarbeiter in den KITAs mit ihrer wichtigen und oft nicht einfachen Arbeit.“, erläutert der Fraktionsvorsitzende Hans Reichwein.
„Dem Vernehmen nach soll die neue Großpfarrei schon in wenigen Monaten zum Beginn des kommenden Jahres starten. Jetzt ist es an der Zeit, die auf uns zukommende Situation endlich aktiv mitgestalten zu können – der Zeitpunkt dazu ist spät genug! Die Aufgabe der Politik ist es, die Interessen der Stadt Hadamar zu vertreten. Dabei sind uns die Familien genauso wichtig, wie der Steuerzahler allgemein. Die Förderung des Bereichs Kinderbetreuung ist uns in Hadamar viel wert – das städtische Ausgabenvolumen liegt jährlich bei 2 Mio €. Im Durchschnitt sind das mehrere Hundert EURO im Monat für jedes betreute Kind. Den Löwenanteil der Gesamtkosten trägt die Stadt. Von der ursprünglichen Drittelung der Kosten auf Träger, Stadt und Eltern hat sich die kath. Kirche leider seit langem verabschiedet. Die finanzielle Beteiligung der Träger liegt in Hadamar derzeit durchschnittlich bei knapp 10 %, da sollten die Belange der Stadt keine stiefmütterliche Rolle spielen.“, so Andreas Alfa, 1. Sprecher WfH.